Superbauten 2 Wettlauf zum Himmel
ZDF NEO, 09.09., 04:35
Der Traum vom hoechsten Gebaeude der Welt scheint so alt wie die Menschheit. Schon die Bibel erzaehlt vom ehrgeizigen Projekt der Babylonier ein Bauwerk zu errichten das den Himmel beruehrt. Die ersten Hochhaeuser entstanden vor circa 4500 Jahren in Aegypten. 20 000 Menschen arbeiteten auf der damals groessten Baustelle der Welt und schufen das einzige antike Weltwunder das heute noch existiert: die Pyramiden von Gizeh. Waehrend die zeitgleich in Deutschland errichteten Fuerstengraeber aus der Bronzezeit bescheidene acht Meter hoch waren hielten die Grabmaeler der Pharaonen mit bis zu 146 Meter den Hoehenrekord bis ins 19. Jahrhundert. Im italienischen Mittelalter begann eine neue Bauaera in der Tuerme sich zum reinen Statussymbol entwickelten und allein dem Zweck dienten Luxus Macht und Geld zur Schau zu stellen. Ende des 13. Jahrhunderts entstanden die ersten Skylines. Der Handel florierte und wer etwas auf sich hielt baute in die Hoehe. San Gimignano ist bis heute ein gut erhaltenes Zeugnis fuer die Blueten die der Bauwahn der beruehmtesten Familien wie die der Ardinghelli oder Salvucci trieb. Doch erst mit der Erfindung des Stahls erreichte der Wettlauf zum Himmel neue Dimensionen. Das veredelte Eisen ist beliebig formbar und gleichzeitig unglaublich fest ein Material das der industriellen Revolution zu voller Fahrt verhalf und nicht nur die Gesellschaft grundlegend veraenderte sondern auch die Architektur. Gustave Eiffel Franzose Ingenieur und ein Mann mit Ambitionen kannte sich aus mit Stahl. Viele Eisenbahnbruecken Viadukte und Bahnhoefe hatte er bereits gebaut. Fuer die Weltausstellung 1884 in Paris gelang ihm der ganz grosse Wurf ein neues Weltwunder sollte es werden. Eiffel nicht nur genialer Ingenieur sondern auch talentierter Bauunternehmer stellte lediglich gelernte Arbeiter ein und bezahlte gut. Wer trank oder sich zankte flog raus. Sogar eine Kantine baute er in den Turm. So schaffte er das damals Unfassbare: Ohne dass ein Arbeiter sein Leben verlor war der Eiffelturm nach 27 Monaten fertig mit 32482 Meter das damals hoechste Gebaeude der Welt und in vielerlei Hinsicht eine atemberaubende Leistung. Selbst im groessten Sturm neigt sich die Spitze maximal zwoelf Zentimeter zur Seite. Zudem ist die Konstruktion gemessen an der Hoehe federleicht: Schrumpfte man den Eiffelturm auf 30 Zentimeter waere er nur noch sieben Gramm schwer. Doch mancher Pariser Zeitgenosse sah darin einen tragischen Laternenpfahl oder beschimpfte den Turm als beispielloses Verbrechen an der Schoenheit der Baukunst . Die Erfolgsgeschichte nahm erst Fahrt auf als 1898 die ersten Radiosignale vom Eiffelturm gesendet worden waren und er nach dem Zweiten Weltkrieg zum Sendemast fuer Fernsehexperimente geworden war. Von Abriss der zwischenzeitlich ins Auge gefasst worden war war laengst keine Rede mehr. Der Eiffelturm und Paris das ist ein Gedanke geworden. Und damit das so bleibt ruecken ihm alle sieben Jahre Anstreicher mit Rostschutzmittel und 60 Tonnen Farbe zu Leibe. Fuer die Entstehung wahrer Wolkenkratzer wie sie heute das Stadtbild der Metropolen praegen waren allerdings erst zwei revolutionaere Erfindungen noetig: Stahlbeton und der absturzsichere Aufzug von Elisha Graves Otis. Neuerungen die die Beletage auf einmal alt aussehen liessen. Im fruehen 20. Jahrhundert begann in New York ein Kopf an Kopf Rennen um das hoechste Gebaeude der Welt. Erst lag die Bank of Manhattan vorne doch am Ende gewann das Chrysler Building dank einer heimlich zusammengenieteten Turmspitze. Dieser Coup durchkreuzte zunaechst auch die Plaene des Empire State Buildings. Erst dessen 60 Meter hoher Ankermast fuer Zeppeline brachte ihm den Sieg. Am 1. Mai 1931 nach nur 13 Monaten Bauzeit wurde das Gebaeude feierlich eroeffnet. Doch die Bueros standen leer denn die Wirtschaftskrise beutelte auch die USA und die New Yorker verspotteten das damals hoechste Haus der Welt als Empty State Building . Heute ist seine Plattform eine der meistbesuchten Sehenswuerdigkeiten der Stadt. Inzwischen lassen andere Gebaeude die New Yorker Hochhaeuser klein aussehen. Der Turm des Kalifen das Burj Khalifa mit seinen unfassbaren 828 Metern kratzt buchstaeblich am Himmel von Dubai. Auch anderswo arbeiten Metropolen eifrig an einer unverwechselbaren Skyline. Nicht nur Sydney und London lassen sich an ihrer Silhouette sofort identifizieren auch Frankfurt traegt dank seiner Westend Wolkenkratzer den Beinamen Mainhattan . Aber die Geschichte der Gebaeude ist nicht zuletzt die Geschichte ihrer Baumeister die oft genug fuer wahnsinnig erklaert wurden aber am Ende triumphierten. Es waren geniale Erfindungen die den Wettlauf zum Himmel erst ermoeglichten. Wie kam ein franzoesischer Gaertner auf die Idee Stahl und Beton zu mischen Und warum gab Eiffel seinem Turm diese eigentuemliche Form Wie kam das Baumaterial auf 800 Meter Hoehe Superbauten wie die Pyramiden der Eiffelturm oder die ueberdimensionierten Skyscraper auf der Arabischen Halbinsel konnten nur entstehen und zu Ikonen werden weil Menschen ihrer Zeit voraus waren.
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